Pflege

Ist die Pflege noch zu retten? Nachlese zu Maybrit-Illner-Talkshow

Sandra Leurs

Ich habe es mir nicht bis zum Schluß angesehen. Den Vermittler von Pflegekräften für den Haushalt habe ich mir geschenkt. Aber alles andere davor habe ich mir angetan.

Ich war enttäuscht.

Ja ich weiß der größte Teil der zu Pflegenden wird von Angehörigen (meistens Frauen) betreut und gepflegt. Manchmal auch in Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst. Auch finde ich es wichtig, dass Pflegende Angehörige einen bessere finanzielle Unterstützung bekommen sollten.

Aber gleiches Geld für gleiche Arbeit?

Professionelle Pflege und Angehörigen-Pflege können nicht gleichwertig bezahlt werden.

Eine Angehörige meinte: „Es ist alles ganz einfach. Ich schaue mir auf Youtube dementsprechende Videos an, zum Beispiel für besondere Handgriffe.“. Wie bei der Mobilisation aus dem Bett in den Rollstuhl? Oder wie sterile Wundverbände gemacht werden? Wie der Umgang mit Menschen, die unter Demenz leiden, sein sollte?

Durch Youtube-Videos zur professionell pflegenden Angehörigen, die das gleiche Gehalt bekommt, wie eine staatlich examinierte Fachkraft? Also dafür habe ich nicht mit Mitte dreißig 3 Jahre die Schulbank gedrückt. Wenn das so kommt, werde ich meine Examen abgeben.

Ich bin immer dafür gewesen, dass pflegende Angehörige eine Art finanzielle Anerkennung bekommen müssen. Etwa ein Pflege-BGE. Rentenanwartschaften befürworte ich auch, aber gleiche Bezahlung wie die professionelle Pflege lehne ich ab.

Als dann die Pflege zu Wort kam, gab der Azubi Herr Jorde wieder sein Bestes. Er wird von den Medien gepusht und eingeladen. Ja er hat den Mund an den richtigen Stellen mal wieder aufgemacht. Aber es fehlten mir Menschen wie Franz Wagner vom DPR (Deutscher Pflegerat) oder der Vorsitzende der ersten Pflegekammer Rheinland Pfalz, Markus Mai. Oder auch jemand aus der Pflegewissenschaft. DAS sind Menschen die dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den richtigen Weg aufführen könnten.

Andreas Westerfellhaus Pflegebeauftragter der Bundesregierung hat ja auch schon Ideen, die aber nicht greifen werden. Die 5000 Euro Aufwrackprämie wird keine Wirkung zeigen und verführt in meine Augen zum Missbrauch. “Hallo komme aus dem #Pflexit, ich bekomme jetzt 5000 Euro.“ Nach einem halben Jahr kommt dann die Kündigung, unter Umständen, und was ist dann mit den 5000 Euro? Und bekommt die Pflegefachkraft beim nächsten Arbeitgeber wieder 5000 Euro? Wenn sie sagt: “Ich komme aus dem #Pflexit.“

Es müssen einfach nur bessere Arbeitsbedingungen her. Und bessere Vereinbarung von Familie und Beruf. Verlässliche Dienstpläne, und ein wirklich besseres Gehalt. Einheitliche Tarifverträge, auch für kirchliche und private Heimbetreiber. Und vor allem eine Lohnausgleich zwischen Pflegefachkraft Ost und West.

Der nächste Schritt sollte dann die Generalistik sein, damit die Gesundheits- Kranken- Kinderkrankenpflege und die Altenpflege gleiches Gehalt bekommen können. Was eigentlich schon längst hätte passieren müssen. Denn der Job als Pflegefachkraft ist in jedem Bereich der Pflege gleich.

Nur nicht im Bereich professionelle Pflege und Laienpflege von Angehörigen.